2. Oktober 2023: Dies Natalis der Katholischen Hochschule ITI

Eröffnung des neuen akademischen Jahres unter neuer Leitung!

 

Die Hochschule Trumau gedenkt heuer am 2. Oktober, dem traditionellen Beginn des akademischen Jahres, auf besondere Weise seiner Gründung. Pater John Saward (Sts. Gregory & Augustine Church, Oxford) einst Mit-Begründer des ITI zelebrierte nicht nur die feierliche Eröffnungsmesse in der bis auf den letzten Platz besetzten Byzantinischen Kapelle des Schlosses, sondern erinnerte in seiner fulminanten Festrede „Giving wisdom to little ones“ an Thomas von Aquin als den „Kirchenlehrer des kleinen Weges“.

 

Feierliche Immatrikulation mit Rekordanzahl an neuen Studierenden

Der Immatrikulation standen der neue Rektor der Hochschule, Prof. DDr. Bernhard Dolna, sowie der neue Vize-Rektor und Dekan, Prof. Dr. habil. Michale Wladika, vor. 37 Studenten und Studentinnen aus den USA, China, Australien und Nigeria sowie aus Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik, der Slowakei, der Ukraine und Georgien wurden in das erste Semester eingeschrieben. Die Hochschule wächst stetig und vor allem die Programme Studium Generale sowie Bachelor of Liberal Arts werden stark frequentiert. Für die musikalische Umrahmung sorgte wie immer der wunderbare ITI-Chor. Im Anschluss an die akademische Feier wurde bei strahlendem Wetter im Schlosshof eine Agape gereicht.

Tradition und Innovation

Die neue Leitung der Hochschule, Rektor Bernhard Dolna, Theologe und Judaist, ist kein Unbekannter. Er kennt die Hochschule seit vielen Jahren und wirkte nicht nur als Lehrender, sondern auch als Dekan. An seiner Seite der neue Vize-Rektor und Dekan, Michael Wladika. Er zählt ebenso seit langer Zeit zum akademischen Lehrkörper. Die neue Leitung steht nicht nur für das vielfach bewährte einzigartige Curriculum der Hochschule, sondern auch für Innovationen. Mit Publikationen und Tagungen zu wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen nimmt die Hochschule in bewährter akademischer Tradition Stellung und spricht damit auch ein breites Publikum an.

„Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder ...“

Last but not least zurück zu den Wurzeln, zu den Quellen, die das Studium am ITI für jeden Einzelnen zu einem prägenden Ereignis machen. Allen voran zu einem der bedeutendsten Kirchenlehrer überhaupt, zu Thomas von Aquin, und damit zu den Ausführungen von Pater John Saward. Nachfolgend einige Kernaussagen. 

An Intellekt überträfe Thomas alle anderen Kirchenlehrer, aber in seinem Herzen sei er ein Kind geblieben, leitete Pater John seine Festrede ein und führte, um dies zu untermauern, weiter aus:

Im Frühjahr 1270 hätten sich in Paris mächtige Männer aus Kirche und Universität zu einer Debatte versammelt, um Bruder Thomas zu übertrumpfen. Aber er sei unter ihnen gestanden „wie das Bild und die Gestalt des Jesuskindes unter den Schriftgelehrten“, habe sie mit der Kraft seiner Argumente entwaffnet und mit der Sanftheit seines Auftretens beschämt, jener „beeindruckenden Höflichkeit“, für die ihn Dante im Paradies gepriesen habe.

 

„Das ist das Paradoxon des Heiligen Thomas“, pointierte der Festredner. Der Gelehrte, der „als ein anderer Moses die Gläubigen aus der Finsternis Ägyptens herausführte“, sei ein Mann von kindlicher Demut gewesen, ein Anhänger dessen, was die Heilige Therese von Lisieux, die jüngste aller Kirchenlehrerinnen, den „Kleinen Weg“ bezeichnet habe.

Zunächst müsse man einen Widerspruch auflösen, so der Theologe. Weisheit sei die Vollkommenheit des Intellekts. Aber die Kindheit sei ihrem Wesen nach ein Zustand der intellektuellen Unvollkommenheit, der Zustand derer, die sich noch im Wachstum des Geistes und des Körpers befinden würden. Deshalb könne es an der Weisheit nichts Kindliches geben.

Aber es handle sich um dieselben Eigenschaften, die der Demut und der Freiheit von Bosheit innewohnen würden, die Jesus selbst anspreche, wenn er uns auffordere, „umzukehren und wie kleine Kinder zu werden“, wenn wir in das Himmelreich eingehen wollten (Mt. 18:3).

Drei Arten von Weisheit

„Weisheit ist das Wissen um die höchsten Ursachen und die Fähigkeit, im Lichte dieser Ursachen zu urteilen. Die höchste Ursache des gesamten Universums aber ist der allmächtige Gott. Daher ist der Mensch, der Gott kennt, der weiseste von allen. Es gibt drei Arten von Weisheit. Die erste erwirbt man allein durch den Gebrauch der Vernunft (metaphysische Weisheit), eine andere erlangt man durch die vom Glauben erleuchtete Vernunft (theologische Weisheit) und eine dritte kommt dazu, wenn wir Gott durch die Liebe lieben, die uns durch den Heiligen Geist eingegeben wird (mystische Weisheit).“, soweit die Ausführungen des Vortragenden dazu.

Nach Beendigung der Kindheit, folgert Pater John, würde sich ein Spannungsfeld zwischen Vernunft und Begierde einstellen, und die positiven Eigenschaften, die die ersten Jahre geprägt hätten - unsere Einfachheit, unsere Fähigkeit zu staunen und zu spielen - würden vermindert und gingen sogar ganz verloren. Nun sei es gerade der Mangel an diesen Eigenschaften, der es uns schwer mache, unseren Verstand zu den erhabenen Wahrheiten der Metaphysik und der natürlichen Theologie zu erheben. Der Narr, der in seinem Herzen sagen würde: „Es gibt keinen Gott“, sei also ein Mensch, der, um es mit den Worten von Georges Bernanos auszudrücken, „nicht mehr dem Kind treu ist, das er einmal war“.

Die größten Denker der Antike, so zitierte der Ausführende Josef Pieper, würden bereits zeigen, dass das Streben nach Weisheit Muße erfordere, die Pieper als „eine rezeptive Geisteshaltung, eine kontemplative Haltung ... auch als Fähigkeit, sich in die gesamte Schöpfung zu vertiefen,“ definiere.

Weiters nahm Pater John auch auf ein Phänomen Bezug, das heute relevanter denn je ist - Bildung darauf zu reduzieren, dass junge Menschen mit den „Fähigkeiten“ ausgestattet werden, einen gut bezahlten Job zu bekommen. Die Kirchenlehrer und die größten griechischen Philosophen würden darauf verweisen, dass die Weisheit denjenigen vorbehalten sei, die langsam genug, spielerisch genug seien, um sich dem Wahren, dem Guten und dem Schönen zu widmen.

„Liebe Studentinnen und Studenten des ITI, eine solche Bildung – mit Muße und spielerisch, liberal und befreiend, katholisch und kontemplativ - ist die Bildung, die Sie - ich benutze das Wort mit Bedacht - genießen.“, sagte Pater John stärkend und ermutigend zu den Studierenden und betonte abschließend:

„Siebenhundert Jahre lang haben die Päpste bis hin zu Benedikt XVI. immer wieder den Heiligen Thomas gelobt und uns empfohlen, „zum heiligen Thomas zu gehen“. Bei ihm ist die immerwährende Philosophie und Theologie, die Weisheit für jedes Zeitalter. Thomas und der Thomismus sind jünger als die Täuschung, jünger als der Irrtum und lehren den Kleinen Weisheit.“